GROSSER REGATTAERFOLG

Der Vorstand des RCW gratuliert Robert Struhal zu seiner überragenden Leistung bei der Langstrecke Baja Budapest 2018!

 

Erster in der Klasse und Dritter im Gesamtzieleinlauf!

Der anschließende Bericht gibt Einblick in die Mühen, Leiden und Freuden einer solchen Herausforderung:

 

Budapest – Baja 03082018

165 km im Skiff – Hitzeschlacht an der Donau

 

Der Wecker läutet – 0200 Uhr – der erste Montag im Juni. Der letzte Trainingsblock für das Jahresziel 2018 wird eingeläutet, ab jetzt stehe ich jeden Montag und Dienstag im Juni und Juli um 0200 Uhr auf und sitze ab 0400 Uhr mit Stirnlampe im Boot.

 

Im Dezember 2017 treffen Gabi und ich die Entscheidung: 2018 wird ein Ruderjahr.

 

Von Jänner bis Mai gibt es umfangreiches Grundlagentraining im Skiff und effizientes Techniktraining im Doppelzweier.

Juni  und Juli stehen jeden Montag 80 km und jeden Dienstag 60 km im Skiff auf dem Programm.

Eine Woche vor der „Regatta“ – wenn man sie überhaupt als solche bezeichnen kann, gibt es dann noch den Feinschliff……. in Sachen Bekleidung, Ruderanzug, wie viele Auflagen auf dem Rollsitz, wie viele Radlerhosen, Handschuhe, Sonnenschutz, Fingertaping, Getränke und Verpflegung, sonstige Ausrüstung, Adaptierungen im Boot.

 

Mit olympischem Rudern hat dies nichts mehr zu tun……….eine logistische und psychologische Herausforderung – auch in Bezug auf Bootstransport, Überstellung Hänger und eventuell mögliche Betreuung.

 

Einen Vorteil habe ich: Ich kann die Erfahrungen meiner ersten Teilnahme im Jahr 2016 mit einfliessen lassen.

 

Gerade rechtzeitig zur Veranstaltung gibt es auch in Ungarn eine extreme Hitzewelle.

 

Dieses Jahr haben wir leider unseren Campingbus nicht zur Verfügung. Wir nehmen den kleinen Hänger und schlafen im Zelt.

In Budapest werden wir gleich einmal ordentlich getauft. Ein richtiger Gewitterregen erwischt ALLE…….Nass bis auf die Haut……gottseidank für uns die einzige Ernüchterung…….kein Gedanke wird verschwendet: was ist, wenn mich ein solcher Gewitterregen während der Fahrt im Skiff erwischt.

Ein Anlanden am Ufer ist nicht immer möglich. Viele Kilometer gibt es nur Wasser…….

 

Freitag, 03082018:

Frühstück um 0230 Uhr. Letzte Vorbereitungen, endlich der Start um 0500 Uhr.

 

149 Teilnehmer insgesamt. Gerudert wird im Skiff, Doppelzweier und -vierer mit und ohne Steuermann, Drachenboote, Kajaks und Kanus.

 

Kurz nach dem Start taucht die Sonne – glutrot – am Himmel auf und wird alle den ganzen Tag begleiten.

 

Die ersten 30 km fahren fünf Einer miteinander, bei Kilometer 50 sind es nur noch drei Einer. Bald bin ich aber alleine unterwegs – an der Spitze des Gesamtfeldes.

 

Bei Kilometer 70 kommen die ersten Krämpfe in beiden Oberschenkeln. Das nasse Handtuch über beide Oberschenkel, weniger Druck mit den Beinen, mehr Trinken und ich kann mich wieder etwas aufbauen.

 

Kurz darauf holt mich der erste Doppelzweier ein. Bis Kilometer 100 kann ich mithalten, dann muss ich die Beiden ziehen lassen. Die Wellen eines grossen Kreuzfahrtschiffes setzen mir im Einer mehr zu als den Beiden im Doppelzweier.

 

Jetzt – ca. 1100 Uhr – beginnt erst die richtige Hitzeschlacht.  Ein zweiter Doppelzweier mit Steuermann – und wie 2016 mit Motorbootbegleitung – kommt näher. Mit diesem ungarischen Boot kann ich nicht lange mitfahren, die Beiden müssen sich nie umdrehen, werden vom Motorboot aus verpflegt………

 

Meine Konzentration gilt dem nächsten Teilziel in Kalocsa bei Kilometer 125.

Kurzes Anlanden, Gabi wartet mit warmer Suppe und neuen Getränken. Die letzten 40 Kilometer werden im Kopf in 5 km Etappen zerlegt.

Es gilt die Konzentration auf das Umfeld aufrecht zu erhalten.

Ein kurze Berührung mit einer roten Stahlboje weckt mich endgültig auf.

Eine Pause am Wasser ist erforderlich: raus aus den Schuhen und die Füsse rein ins lauwarme braune Donauwasser……5 Minuten treiben lassen.

Mein GPS zeigt mir 3 km/h  Fliessgeschwindigkeit an.

 

Aufgrund des niedrigen Wasserstandes der Donau ist in diesem Jahr die Fliessgeschwindigkeit sehr langsam…………dafür sieht man im Fluss unzählige Untiefen, Sandbänke, Bäume, Sträucher usw; also ständiges Umschauen und volle Konzentration.

 

Die letzten Kilometer kann ich noch Energien zusammenkratzen. Ein Gewittersturm mit „Wolfgangseewellen“ bringt den Südwind und mich nicht mehr aus der Ruhe.

Die Brücke in Baja ist bereits in Sicht, kurz darauf biege ich in den Kanal Richtung Ziel in Baja ab. Ruhiges Wasser und schlussendlich der Zielsteg……

Für Jeden wird: „we are the champions“ gespielt……ein überragendes Gefühl.

 

Zieleinlauf als drittes Boot, die Einerwertung gewonnen mit einer Fahrzeit von 12:43.

 

Die wahren Helden kommen aber später……..im Dunkeln gegen 2100 Uhr treffen immer noch Boote in Baja ein.

 

Fazit: Im Einer ist man 165 km auf sich alleine gestellt. Keine psychologische Unterstützung durch „Leidensgenossen“

Unterwegs begegnen einem nur Jetskifahrer, grosse Motorboote, Kreuzfahrtschiffe, Schleppverbände und riesige stählerne Bojen. Vogelschwärme auf den Sandbänken, Wasserbüffel am Ufer, verschiedene Reiherarten sind die einzige Abwechslung, Fliegen und Gelsen sind nur lästig……..Kampf mit Wellen und Hitze

 

Dieses Jahr habe ich – ausser zwei kleinen Blasen an den Händen – keine weiteren Blessuren.  Eine lange kühle Dusche weckt die Lebensgeister wieder, es hat in Baja um 1800 Uhr  noch immer 35 Grad.

 

Am Samstag Abend gibt es beim Ruderclub in Baja die Siegerehrung mit köstlicher Fischsuppe.

Die Herzlichkeit der Ungarn lässt alle Sprachbarrieren schwinden, nur Wenige sprechen Englisch oder Deutsch, aber wir verstehen uns alle sehr gut.

 

Viele fragen: „Kommt ihr nächstes Jahr wieder? – wir würden uns sehr  freuen.“